Als ich mich vor einigen Tagen abends hinsetzte, um diesen Artikel zu schreiben, fing ich als Einstieg in das Thema an, ausführlich über meine Erfahrungen mit Akne zu schreiben. Viele Sätze später fiel mir beim Suchen nach Schreibfehlern auf, dass ich in jedem zweiten Satz den negativen Begriff „unreine/schlechte Haut“ verwendete. Und irgendwie möchte ich das nicht so stehen lassen.
Die Haut ist das größte Organ, das wir als Menschen haben.
Ihre Aufgabe ist primär nicht, einer gesellschaftlichen Norm zu entsprechen und
anderen zu gefallen. Wie jedes andere Organ auch ist „die Haut“ ein komplexes
Zusammenspiel aus verschieden spezialisierten Zelltypen mit unterschiedlichen
Eigenschaften, die zusammenarbeiten, um die Aufgaben des Organs „Haut“
möglichst gut zu erfüllen. Barriere gegen Bakterien, Schutz vor Hitze, Kälte,
UV-Strahlung und Wasser, darauf eingestellt, das körperliche Wachstum
mitzumachen und zu ermöglichen, Vermittlerin von Sinneseindrücken. Eine Haut ist nicht per se schlecht oder unrein,
sondern leistet täglich Erstaunliches – ohne unser Zutun.
Im Laufe unseres Lebens ist die Haut Veränderungen
unterworfen, die von Hormonspiegeln, UV-Exposition und natürlichen
Alterungsprozessen abhängig sind. Auch diese Veränderungen laufen meist ohne
unser bewusstes Zutun ab. Gleichzeitig ist die Haut als größtes und unseren
ganzen Körper umfassendes Organ ein Ort, an dem sich sowohl hautspezifische
Krankheiten zeigen, als auch solche, die den ganzen Körper betreffen, wie zum
Beispiel die Geschlechtskrankheit Syphilis, die in fortgeschrittenem Stadium
auch das Gehirn und andere Organe befallen kann. Im Fall der Hauterkrankung Akne
sind Pickel, Entzündungen und Mitesser zwar schmerzhaft und unangenehm, aber
an sich keine lebensbedrohliche Krankheit.
Gleichzeitig ist gerade die Gesichtshaut etwas, das andere
bei persönlichen Begegnungen unbewusst als erstes bemerken, ein bisschen wie
ein Aushängeschild oder die Fassade eines Hauses. Die Veränderungen und
Krankheiten, die unsere (Gesichts-)Haut betreffen, sind also nicht geheim,
sondern werden von anderen relativ schnell wahrgenommen und kommentiert. Gerade
Pickel werden oft (fälschlicherweise) mit geringer körperlicher Hygiene und
ungesunder Lebensweise assoziiert, sodass Betroffene täglich mit ungefragten
Ratschlägen und Tipps konfrontiert werden und der Zustand ihrer Haut ständig
zum Thema wird. Nach der Pubertät wird die Zahl derer, die regelmäßig viele
Pickel haben, geringer, bis man irgendwann gefühlt alleine dasteht und sich
vielleicht fragt: „Wieso wird meine Haut nicht erwachsen? Wieso sehe ich mit 22
immer noch aus wie ein Teenager mit blühenden Pickeln auf der Nase?“
Für mich persönlich stellen viele Pickel immer auch einen
Kontrollverlust dar. Lange hatte ich kein Mittel an der Hand, das meine Pickel
schnell verschwinden oder sie gar nicht mehr aufkommen ließ. Wenn ich morgens
aufwachte, hatte ich Angst, in den Spiegel zu blicken, weil ich nicht sehen
wollte, was da über Nacht schon wieder gewachsen war. Und wenn ich anderen begegnete,
achtete ich immer genau darauf, ob sie auf meine Pickel schauten oder sogar
etwas dazu sagten. Ungeschminkt ging ich eine Zeitlang sowieso nicht aus dem
Haus. In der ganzen Unzufriedenheit mit meiner Haut ging für mich die Leistung,
die dieses Organ täglich trotzdem vollbringt, völlig unter. Meine – für andere
trotzdem nicht schlimme – Akne nahm einen riesigen Stellenwert in meiner
Selbstwahrnehmung ein und zog mein Selbstbewusstsein herunter.
Was für mich das Thema Akne und allgemein Hautpflege zugänglich
gemacht hat, sodass es lange Zeit sogar eines meiner Lieblingsthemen war, ist:
Sachliches und gut recherchiertes Herangehen, das auf naturwissenschaftlichen
Fakten beruht. Ich habe ein halbes Jahr lang alles gelesen, was ich zu dem
Thema Hautpflege finden konnte, allen voran die Artikel von Agata, Shenja von
Incipedia, gretchensfragen sowie die Videos von Reni.
Wie entsteht Akne eigentlich?
Vor dem Kauf von bestimmten Produkten steht für mich die
Frage: Was sind Pickel und Mitesser eigentlich? Die Medizin-Lehrbuchwebseite Amboss schreibt zur Akne Folgendes:
„Die Akne vulgaris („gewöhnliche Akne“) bezeichnet eine bakterielle Entzündung von Talgdrüsen und zugehörigen Haarfollikeln, die gehäuft in der Pubertät auftritt. Hierbei spielen mehrere auslösende Faktoren eine Rolle: Zunächst kommt es durch pubertär erhöhte Androgenspiegel zur Hypertrophie der Talgdrüsen mit vermehrter Talgproduktion. Gleichzeitig besteht bei Betroffenen oft eine gesteigerte Hornproduktion der Follikelepidermis, sodass dort aus Talg und Horn ein Komedopfropf (sog. „Mitesser“) entsteht. Unterhalb des Komedos finden im Follikel physiologisch vorkommende Corynebakterien optimale Wachstumsbedingungen. Sie ernähren sich vom aufgestauten Talg und spalten die enthaltenen Triacylglycerine zu freien Fettsäuren, die entzündungsfördernd wirken und per Chemotaxis Leukozyten anlocken. In der Folge entstehen die aknetypischen eitrig entzündeten Follikel (umgangssprachlich auch als „Pickel“ bezeichnet).“
Zusammengefasst liegen der Entstehung von Pickeln also zwei
große Mechanismen zugrunde: Die Haut produziert eine zu große Menge Talg und
gleichzeitig zu viele Hornzellen. Dadurch entstehen Mitesser, die sich schnell
durch gewöhnliche Hautbakterien entzünden und dann als Pickel sichtbar sind.
Zur Aknetherapie ergeben sich daraus drei Wege: Ich hemme
die Talgproduktion, entferne überschüssige Hornzellen oder bekämpfe
Entzündungsreaktion oder die Bakterien, die die Entzündungsreaktion auslösen.
Letzteres geschieht durch die antibiotikahaltigen Cremes
oder Tabletten, die Hautärzt_Innen verschreiben und die meist auch durch zusätzliche
Wirkstoffe Hornzellen beseitigen. Die Wirkstoffe, die Hornzellen beseitigen, werden Keratolytika
genannt. Dazu gehören Salicylsäure (BHA), alpha-Hydroxysäuren (AHA) wie Glykol- und
Milchsäure, Benzoylperoxid und Vitamin-A-Derivate, die auch Retinoide genannt
werden. Die Talgproduktion lässt sich durch Retinoide ebenfalls
drosseln. Eine andere Herangehensweise ist, die Produktion von Androgenen zu
hemmen, die ja die vermehrte Talgproduktion bewirken. Das ist auch ein Grund,
weshalb bei Akne die Anti-Baby-Pille verschrieben werden kann.
Meine Erfahrungen mit Akne
Um meinen 18. Geburtstag herum veränderte sich meine Haut, aber leider nicht wie bei meinen Freundinnen, die langsam wieder pickelfrei waren. Plötzlich hatte ich zusätzlich zu den kleinen Pusteln auf Stirn und Nase größere, schmerzende Pickel um den Mund herum und von den unteren Wangen den Hals heruntergehend. Pickel, die wochenlang blieben und nach dem Abheilen dunkle Flecken hinterließen. Die von der Hautärztin verschriebenen Cremes halfen dagegen nicht. Und während ich mit 14 das Durchstöbern des Drogeriemarktes, damals noch Schlecker, spaßig fand und sich meine Hautunreinheiten nicht besonders auf mein Selbstbewusstsein auswirkten, wurde ich jetzt wahnsinnig unsicher.
Auffällige Pickel verband ich mit der Pubertät und Kindsein,
was ich jetzt auf keinen Fall mehr sein wollte. Dass meine Haut immer unreiner
wurde, passte nicht zu meinen Versuchen, endlich erwachsen zu sein und als
erwachsene Frau wahrgenommen zu werden. Also versuchte ich, meine Haut unter
dickem Makeup verschwinden zu lassen, griff wieder zu aggressiven Waschmitteln,
nach Menthol riechenden Masken, groben Peelings, Teebaumöl. Meine Haut wurde
immer entzündeter. Ein weiterer Hautarzt sagte beim Blick auf die Verteilung
meiner Pickel, dass das wohl eine Erwachsenenakne sei, die nicht mehr weggehen
würde, und verschrieb mir eine Creme, von der ich meine Gesichtshaut nach drei
Tagen in Fetzen abziehen konnte. Also begann ich, im Internet zu recherchieren
und stieß nach einer Weile auf eine Hautpflegephilosophie, die das Gesamtbild
meiner Haut und mein Wohlbefinden enorm verbessert hat.
Ich hoffe, dass du aus diesem Text etwas für dich mitnehmen konntest, sei es ein neuer Fun Fact über die Haut oder das Gefühl, mit Hautkrankheiten nicht alleine zu sein. Wie immer freue ich mich sehr über deine Gedanken & Erfahrungen als Mail oder in den Kommentaren.
Alles Liebe,
Miri
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