2. Februar 2018

{Teil 1} Die Erwachsenenakne und ich – Wieso bekommt man eigentlich Akne?






Als ich mich vor einigen Tagen abends hinsetzte, um diesen Artikel zu schreiben, fing ich als Einstieg in das Thema an, ausführlich über meine Erfahrungen mit Akne zu schreiben. Viele Sätze später fiel mir beim Suchen nach Schreibfehlern auf, dass ich in jedem zweiten Satz den negativen Begriff „unreine/schlechte Haut“ verwendete. Und irgendwie möchte ich das nicht so stehen lassen.


Die Haut ist das größte Organ, das wir als Menschen haben. Ihre Aufgabe ist primär nicht, einer gesellschaftlichen Norm zu entsprechen und anderen zu gefallen. Wie jedes andere Organ auch ist „die Haut“ ein komplexes Zusammenspiel aus verschieden spezialisierten Zelltypen mit unterschiedlichen Eigenschaften, die zusammenarbeiten, um die Aufgaben des Organs „Haut“ möglichst gut zu erfüllen. Barriere gegen Bakterien, Schutz vor Hitze, Kälte, UV-Strahlung und Wasser, darauf eingestellt, das körperliche Wachstum mitzumachen und zu ermöglichen, Vermittlerin von Sinneseindrücken. Eine Haut ist nicht per se schlecht oder unrein, sondern leistet täglich Erstaunliches – ohne unser Zutun.

Im Laufe unseres Lebens ist die Haut Veränderungen unterworfen, die von Hormonspiegeln, UV-Exposition und natürlichen Alterungsprozessen abhängig sind. Auch diese Veränderungen laufen meist ohne unser bewusstes Zutun ab. Gleichzeitig ist die Haut als größtes und unseren ganzen Körper umfassendes Organ ein Ort, an dem sich sowohl hautspezifische Krankheiten zeigen, als auch solche, die den ganzen Körper betreffen, wie zum Beispiel die Geschlechtskrankheit Syphilis, die in fortgeschrittenem Stadium auch das Gehirn und andere Organe befallen kann. Im Fall der Hauterkrankung Akne sind Pickel, Entzündungen und Mitesser zwar schmerzhaft und unangenehm, aber an sich keine lebensbedrohliche Krankheit.

Gleichzeitig ist gerade die Gesichtshaut etwas, das andere bei persönlichen Begegnungen unbewusst als erstes bemerken, ein bisschen wie ein Aushängeschild oder die Fassade eines Hauses. Die Veränderungen und Krankheiten, die unsere (Gesichts-)Haut betreffen, sind also nicht geheim, sondern werden von anderen relativ schnell wahrgenommen und kommentiert. Gerade Pickel werden oft (fälschlicherweise) mit geringer körperlicher Hygiene und ungesunder Lebensweise assoziiert, sodass Betroffene täglich mit ungefragten Ratschlägen und Tipps konfrontiert werden und der Zustand ihrer Haut ständig zum Thema wird. Nach der Pubertät wird die Zahl derer, die regelmäßig viele Pickel haben, geringer, bis man irgendwann gefühlt alleine dasteht und sich vielleicht fragt: „Wieso wird meine Haut nicht erwachsen? Wieso sehe ich mit 22 immer noch aus wie ein Teenager mit blühenden Pickeln auf der Nase?“ 

Für mich persönlich stellen viele Pickel immer auch einen Kontrollverlust dar. Lange hatte ich kein Mittel an der Hand, das meine Pickel schnell verschwinden oder sie gar nicht mehr aufkommen ließ. Wenn ich morgens aufwachte, hatte ich Angst, in den Spiegel zu blicken, weil ich nicht sehen wollte, was da über Nacht schon wieder gewachsen war. Und wenn ich anderen begegnete, achtete ich immer genau darauf, ob sie auf meine Pickel schauten oder sogar etwas dazu sagten. Ungeschminkt ging ich eine Zeitlang sowieso nicht aus dem Haus. In der ganzen Unzufriedenheit mit meiner Haut ging für mich die Leistung, die dieses Organ täglich trotzdem vollbringt, völlig unter. Meine – für andere trotzdem nicht schlimme – Akne nahm einen riesigen Stellenwert in meiner Selbstwahrnehmung ein und zog mein Selbstbewusstsein herunter. 

Was für mich das Thema Akne und allgemein Hautpflege zugänglich gemacht hat, sodass es lange Zeit sogar eines meiner Lieblingsthemen war, ist: Sachliches und gut recherchiertes Herangehen, das auf naturwissenschaftlichen Fakten beruht. Ich habe ein halbes Jahr lang alles gelesen, was ich zu dem Thema Hautpflege finden konnte, allen voran die Artikel von Agata, Shenja von Incipedia, gretchensfragen sowie die Videos von Reni.

Wie entsteht Akne eigentlich?


Vor dem Kauf von bestimmten Produkten steht für mich die Frage: Was sind Pickel und Mitesser eigentlich? Die Medizin-Lehrbuchwebseite Amboss schreibt zur Akne Folgendes: 


„Die Akne vulgaris („gewöhnliche Akne“) bezeichnet eine bakterielle Entzündung von Talgdrüsen und zugehörigen Haarfollikeln, die gehäuft in der Pubertät auftritt. Hierbei spielen mehrere auslösende Faktoren eine Rolle: Zunächst kommt es durch pubertär erhöhte Androgenspiegel zur Hypertrophie der Talgdrüsen mit vermehrter Talgproduktion. Gleichzeitig besteht bei Betroffenen oft eine gesteigerte Hornproduktion der Follikelepidermis, sodass dort aus Talg und Horn ein Komedopfropf (sog. „Mitesser“) entsteht. Unterhalb des Komedos finden im Follikel physiologisch vorkommende Corynebakterien optimale Wachstumsbedingungen. Sie ernähren sich vom aufgestauten Talg und spalten die enthaltenen Triacylglycerine zu freien Fettsäuren, die entzündungsfördernd wirken und per Chemotaxis Leukozyten anlocken. In der Folge entstehen die aknetypischen eitrig entzündeten Follikel (umgangssprachlich auch als „Pickel“ bezeichnet).“


Zusammengefasst liegen der Entstehung von Pickeln also zwei große Mechanismen zugrunde: Die Haut produziert eine zu große Menge Talg und gleichzeitig zu viele Hornzellen. Dadurch entstehen Mitesser, die sich schnell durch gewöhnliche Hautbakterien entzünden und dann als Pickel sichtbar sind.

Zur Aknetherapie ergeben sich daraus drei Wege: Ich hemme die Talgproduktion, entferne überschüssige Hornzellen oder bekämpfe Entzündungsreaktion oder die Bakterien, die die Entzündungsreaktion auslösen. 

Letzteres geschieht durch die antibiotikahaltigen Cremes oder Tabletten, die Hautärzt_Innen verschreiben und die meist auch durch zusätzliche Wirkstoffe Hornzellen beseitigen. Die Wirkstoffe, die Hornzellen beseitigen, werden Keratolytika genannt. Dazu gehören Salicylsäure (BHA), alpha-Hydroxysäuren (AHA) wie Glykol- und Milchsäure, Benzoylperoxid und Vitamin-A-Derivate, die auch Retinoide genannt werden. Die Talgproduktion lässt sich durch Retinoide ebenfalls drosseln. Eine andere Herangehensweise ist, die Produktion von Androgenen zu hemmen, die ja die vermehrte Talgproduktion bewirken. Das ist auch ein Grund, weshalb bei Akne die Anti-Baby-Pille verschrieben werden kann.



Meine Erfahrungen mit Akne


Um meinen 18. Geburtstag herum veränderte sich meine Haut, aber leider nicht wie bei meinen Freundinnen, die langsam wieder pickelfrei waren. Plötzlich hatte ich zusätzlich zu den kleinen Pusteln auf Stirn und Nase größere, schmerzende Pickel um den Mund herum und von den unteren Wangen den Hals heruntergehend. Pickel, die wochenlang blieben und nach dem Abheilen dunkle Flecken hinterließen. Die von der Hautärztin verschriebenen Cremes halfen dagegen nicht. Und während ich mit 14 das Durchstöbern des Drogeriemarktes, damals noch Schlecker, spaßig fand und sich meine Hautunreinheiten nicht besonders auf mein Selbstbewusstsein auswirkten, wurde ich jetzt wahnsinnig unsicher. 

Auffällige Pickel verband ich mit der Pubertät und Kindsein, was ich jetzt auf keinen Fall mehr sein wollte. Dass meine Haut immer unreiner wurde, passte nicht zu meinen Versuchen, endlich erwachsen zu sein und als erwachsene Frau wahrgenommen zu werden. Also versuchte ich, meine Haut unter dickem Makeup verschwinden zu lassen, griff wieder zu aggressiven Waschmitteln, nach Menthol riechenden Masken, groben Peelings, Teebaumöl. Meine Haut wurde immer entzündeter. Ein weiterer Hautarzt sagte beim Blick auf die Verteilung meiner Pickel, dass das wohl eine Erwachsenenakne sei, die nicht mehr weggehen würde, und verschrieb mir eine Creme, von der ich meine Gesichtshaut nach drei Tagen in Fetzen abziehen konnte. Also begann ich, im Internet zu recherchieren und stieß nach einer Weile auf eine Hautpflegephilosophie, die das Gesamtbild meiner Haut und mein Wohlbefinden enorm verbessert hat.

Wie du vermutlich gemerkt hast, ist die Haut und Hautpflege ein Thema, das mich begeistert und über das ich stundenlang reden oder schreiben kann. Genau das ist mir auch beim Schreiben dieses Textes passiert - 5 Din A4-Seiten später sprengte der Text komplett den Rahmen eines einzelnen Blogbeitrags. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, "Die Erwachsenenakne und ich" in zwei Teile zu teilen. In Teil 2 wird es darum gehen, was mir beim Thema Hautpflege konkret wichtig ist und wie meine Hautpflegeroutine aussieht.

Ich hoffe, dass du aus diesem Text etwas für dich mitnehmen konntest, sei es ein neuer Fun Fact über die Haut oder das Gefühl, mit Hautkrankheiten nicht alleine zu sein. Wie immer freue ich mich sehr über deine Gedanken & Erfahrungen als Mail oder in den Kommentaren.

Alles Liebe,
Miri

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