Abitur. TMS schreiben. Abiball. Abschlussfahrt.
Hochschulstart-Chaos. Der Brief mit der Bestätigung des Studienplatzes.
Wohnungssuche. Umzug in eine neue Stadt. Ersti-Woche. Medizinstudium.
Wieso habe ich das Gefühl, nie gut genug zu sein? Wieso
bestehe ich viele Prüfungen nur knapp?
Wieso fällt mir das alles so schwer?
Wofür lerne ich eigentlich?
Will ich wirklich 7 Jahre meines Lebens in ein Studium
stecken, in dem ich so wenig von mir selbst einbringen kann?
Wenn ich auf einer Party erzähle, dass ich Medizin studiere,
werde ich selten nach dem Warum gefragt – weil sich alle unter meinem
zukünftigen Beruf etwas vorstellen können und Ärztin als „guter“ Beruf gilt.
Eine Arbeit, deren Sinn alle kennen und schon mehrmals selbst in Anspruch
genommen haben, ein sicherer Job mit guten Verdienstmöglichkeiten, ein
gesellschaftlich anerkannter Beruf, die Möglichkeit, anderen zu helfen und etwas Sinnvolles zu tun.
Medizinstudienplätze gehören zu den begehrtesten in
Deutschland, im Wintersemester 2018/2019 kamen auf einen Studienplatz 5
Bewerbungen. Manche warten jahrelang auf eine Aufnahme an einer deutschen
Universität und überbrücken die Wartezeit mit Ausbildung und Arbeit. Andere beginnen
ihr Studium im Ausland, zum Teil an teuren Privatuniversitäten, in der
Hoffnung, später nach Deutschland wechseln zu können. Auf YouTube-Kanälen,
Blogs und Instagram-Accounts teilen viele ihren Weg zum und durch das Studium,
schauen begeistert Arztserien, träumen vom Leben im weißen Kittel oder
OP-Kasack. Medizinstudium, ein Traum von vielen.
Dass jede Berufsausbildung ihre Höhen und Tiefen hat und
immer mal wieder Zweifel aufkommen, gehört vermutlich einfach zu dem Weg ins
Arbeitsleben dazu. Zweifel an dem, was man tut, sind für mich nichts
prinzipiell Schlechtes. Schwierig wird es dann, wenn die Zweifel in die hintere
Ecke des Bewusstseins geschoben werden, wo sie latent über Monate und Jahre
bleiben und immer wieder laut werden, wenn man sie gerade am wenigsten brauchen
kann. Und gerade im Medizinstudium werden Sorgen und Probleme oft stillgeschwiegen.
Zweifeln an dem, was man tut, scheinen ungerechtfertigt und undankbar, wenn so
viele das wollen, was man selbst vielleicht gerade gar nicht so gerne macht.
Vielleicht kommen irgendwann der Spaß und die Zufriedenheit,
wenn ich das Studium einfach durchziehe und mein Bestes gebe?
Dieser „fake it until
you make it“-Gedanke führte bei mir auch nach zwei Jahren nicht ans gewünschte
Ziel. Die Selbstzweifel und die Unzufriedenheit blieben, bis ich irgendwann
beschloss, dass ich nicht mehr darauf warten möchte, dass sie von alleine
weggehen. Für mich hat sich die Arbeit, die ich daraufhin in die Suche nach mehr Freude und Zufriedenheit im Studium gesteckt habe, gelohnt. Mittlerweile bin ich an dem Punkt angekommen, an dem ich wirklich zufrieden mit meinem Leben inner- und außerhalb des Studiums bin. Ein paar der Dinge, die ich reflektiert, verändert und neu begonnen habe, möchte ich heute teilen.
Wieso lerne ich eigentlich für meinen Studiengang? Was sind meine Prioritäten?
Diese Frage mag vielleicht überflüssig klingen, sie zuzulassen war für mich
aber essenziell für mehr Zufriedenheit im Studium. Denn nur wenn ich weiß, was
mir wichtig inner- und außerhalb der Universität ist, kann ich in der Gestaltung
meines Alltags die Schwerpunkte setzen, die ich zum Erreichen meiner Ziele
brauche. Vielleicht weiß ich noch nicht genau, was ich später mit meinem
Studium anfangen möchte; vielleicht verändert sich meine Priorität im Laufe
meines Studiums. Das ist nichts Schlimmes, sondern ganz normal und geht vielen so.
(Wenn du aber merkst, dass das Studium einfach nicht deins ist, ist es
auch nach mehr als einem Semester nicht zu spät, das Fach zu wechseln. Darum soll es hier aber nicht primär gehen.)
Es lohnt sich deshalb, die Frage nach dem "Warum?" immer wieder zu stellen und sich
nicht mit einer schnellen Antwort zufrieden zu geben, sondern ehrlich und kritisch
in sich hineinzuhören. Geht es dir um Erfolg, Sicherheit, anderen helfen zu
können? Und – Was kannst du tun, damit du das erreichst, was dir persönlich
wichtig ist?
Für mich als eher verkopfter Mensch war die Antwort
überraschenderweise ein Gefühl: Neugier und der Wunsch
nach immer mehr Verständnis des menschlichen Körpers. Seitdem mir das
bewusst geworden ist, versuche ich, in meinem Lernen Platz zu schaffen für das
Erkennen von Zusammenhängen und dem Nachlesen und tieferen Recherchieren, wenn
mich etwas wirklich interessiert.
Gerade wenn ich vor der Frage stehe, wie ich meine
verschiedenen Interessen unter einen Hut bringen möchte, ist die Frage nach Prioritäten
für mich ganz wichtig. Ein Professor meinte einmal in einem Gespräch, dass ich
aufpassen soll, mich nicht zu verzetteln. Anfangs hat mich diese Aussage geärgert: Glaubt er etwa, dass ich nicht stark genug bin, um mehrere Dinge unter einen
Hut zu bekommen? Tatsächlich ging es aber gar nicht um Stärke. Es ist einfach
nicht möglich, alles mit voller Aufmerksamkeit zu machen und in allen Bereichen
die eigenen Ziele zu erreichen. Je mehr ich meine Kapazitäten aufteile, umso
weniger Energie stecke ich in jeden einzelnen Bereich. Deshalb lohnt es sich,
zu überlegen, wie viel Energie und Zeit ich in die jeweiligen Bereiche stecken
möchte.
Die Erkenntnis: Niemand wird deinen Aufwand im Studium mit einem Preis belohnen.
Es gibt im Studium keinen Tapferkeits-Orden, keinen Preis
für den, der am längsten in der Bibliothek saß, keine Auszeichnung für
besonders schöne Notizen und Lernzettel. Was zählt, ist (wenn überhaupt) die
Prüfungsnote, aber vor allem das Wissen, die Erkenntnisse und die Fähigkeiten, die
du am Ende mit in meinen Berufsalltag nimmst. Wie du dort hingekommen bist, ist
später anderen egal.
Diese Überlegung mag sich etwas dramatisch anhören, haben mir aber
wirklich die Augen geöffnet. Ich lerne nicht mehr eine gewisse Stundenzahl,
weil alle anderen es so machen. Wenn ich glaube, dass mich ein Lehrbuch
weiterbringt, dann leihe ich es aus oder kaufe es, auch wenn andere nur die
Vorlesungsfolien lernen. Ich gestalte meine Lernunterlagen so, wie es für mich
passt und nicht so, dass sie auf einem Instagram-Foto gut aussehen oder ich am
Ende die Zusammenfassung mit den meisten Seiten habe.
Anderen ist egal, wie ich
lerne – deshalb habe ich die Freiheit, mein Studium so zu gestalten, wie es zu
meinem Lerntyp und meinen Prioritäten passt. Deshalb versuche ich auch, mich so wenig wie möglich mit anderen zu vergleichen. Was für andere an Lernaufwand ausreicht oder wie andere ihre Prioritäten inner- und außerhalb der Universität setzen, ist zwar interessant und kann mich inspirieren oder auf gute Ideen bringen. Fange ich aber an, den Erwartungen anderer und nicht meinen eigenen gerecht werden zu wollen und meine Grenzen nicht zu akzeptieren, macht mich das auf Dauer nicht zufrieden.
Aktiv werden.
Im Vergleich zu anderen Studiengängen ist die
Semestergestaltung im Medizinstudium extrem verschult – feste Stundenpläne,
kaum Wahlmöglichkeiten, viele Pflichtveranstaltungen, Unterricht meist von
Montag bis Freitag. Gleichzeitig habe ich immer wieder das Gefühl, dass meine
Kommiliton_Innen es „uncool“ finden, in Vorlesungen Fragen zu stellen, in
Seminaren miteinander zu diskutieren und allgemein, sich wirklich für ein Thema
zu interessieren. Gefühlt will niemand dem Klischee des Medizinstudierenden
entsprechen, der täglich mehrere Stunden lernt, keine Freizeit hat und völlig
in seinem Studium aufgeht.
Die Folge (in zugespitzter Form): Halb leere Hörsäle,
Monologe in Seminaren, bei denen immer dieselben etwas sagen, aufs Handy schauen
statt bei der Vorlesung mitzudenken und am Ende des Semesters drei Wochen Altfragen
auswendig lernen, um die Klausur zu bestehen, ohne wirklich etwas mitgenommen
zu haben.
Rückblickend habe ich am meisten von den Uni-Veranstaltungen
profitiert, an denen ich mich aktiv beteiligt habe. Wenn ich mich nicht traue,
die Frage eine_r Dozent_in laut zu beantworten, ist das vollkommen in Ordnung:
Schon dadurch, dass ich mitdenke, mir eine Antwort überlege und eventuell
aufschreibe oder mit der Person neben mir bespreche oder mir selbst eine Frage
überlege, die ich nach der Vorlesung immer noch im kurzen Zweiergespräch
stellen kann, lasse ich mich nicht mehr passiv berieseln, sondern denke mit.
Außerdem werden Vorlesungen und Seminare durch reflektierte und gute Beiträge und
Zwischenfragen oft so viel interessanter - für alle Beteiligten.
Aktiv werden bedeutet für mich auch, dass ich Schwerpunkte
setze und entscheide, in welchem Fach ich wirklich etwas mitnehmen möchte und
bei welchem ich nur die Prüfung bestehen möchte, Stichwort Prioritäten. Es gilt
auch bei Vorlesungen, dass ich keinen Fleißpreis für regelmäßige Anwesenheit bekomme:
Entweder ich nutze die Chance, etwas zu lernen, Fragen stellen zu können und zu
diskutieren, oder ich nutze sie eben nicht.
Lern- und Klausurenphase trennen.
Der Schock des Physikums und des 5. Semesters war für mich
der konkrete Auslöser, mich intensiv mit meiner Lerntechnik auseinanderzusetzen.
Ich habe zwar alle Prüfungen bestanden, aber habe immer wieder gemerkt, wie
wenig von dem was ich gelernt habe, hängengeblieben ist und dass ich mit meinem
Multiple-Choice-Wissen im Alltag schlichtweg nichts anfangen kann. Zwei Jahre
lernen umsonst?
Ganz so schlimm war es dann doch nicht und zum Glück
wiederholen sich die wichtigen Themen im Studium immer wieder, sodass es Gelegenheiten
gibt, die alten Lücken zu füllen und das theoretische Wissen der Vorklinik mit
praktischem Wissen aus dem Klinik-Alltag zu verknüpfen. Mittlerweile habe ich
aber für mich gemerkt, dass ich durch die Prüfungsvorbereitung kaum echtes
Wissen, sondern nur ein paar Fun Facts mitnehme.
Die Konsequenz: Ich teile mein Lernen in zwei Phasen - kontinuierlicher
Wissensaufbau in den Fächern, die ich wichtig und interessant finde, und am Ende
des Semesters mehr oder weniger ausführliches Klausurenlernen für alle Fächer.
Das ist für mich Teil der Umsetzung meiner Antwort auf die Frage, wieso ich
Medizin studiere, nämlich aus Neugier und dem Wunsch nach immer mehr
Verständnis des menschlichen Körpers. Welche Note ich am Ende habe, ist mir persönlich nicht so wichtig, weil ich gemerkt habe, dass meine Prüfungsergebnisse meinen Wissensstand nur eingeschränkt wiedergeben. Natürlich ist eine gute Note kurzfristig gut für's Ego, aber langfristig macht sie mich nicht so zufrieden wie wenn ich mein erlerntes Wissen in der Praxis anwenden kann.
Wie man effektiv und nachhaltig lernt, muss vermutlich
jede_r für sich selbst herausfinden. Ich persönlich lerne am besten, indem ich
zwei bis drei feste Lerntermine in der Woche einplane, ähnlich wie dem
regelmäßigen Sportmachen. Durch diese Routine fällt es mir leicht, mich regelmäßig
für wenige Stunden an meinen Schreibtisch zu setzen und ich merke, dass ich
durch die Regelmäßigkeit auch meine Konzentrationsfähigkeit steigern kann. In der Prüfungsphase steigere ich dann mein Pensum je nachdem, was ansteht.
Bei sehr großen Fächern gehe ich in die Vorlesungen und
bereite das Thema parallel einmal pro Woche nach, indem ich eine Mindmap
erstelle und mir eine grobe Übersicht schaffe. Mein Ziel ist es, am Ende
eines Themenblocks mit meiner Zusammenfassung fertig zu sein und somit nie
einen riesigen Lernberg zu haben. Mein selbst erstelltes Lernmaterial hefte ich mittlerweile in einem Aktenordner in Klarsichtfolien ab. Gerade meine Pharmakologie-Mindmaps sind dadurch sicher aufbewahrt und ich hole sie regelmäßig in anderen Fächern wieder hervor, wenn es um die medikamentöse Therapie von speziellen Krankheiten geht.
Außerdem schaffe ich mir am Anfang jedes Semesters eine Übersicht,
wann ich welche Fächer schreibe, wie viel ich für welches Fach lernen möchte
und wann ich mit der Prüfungsvorbereitung anfangen möchte. Dadurch muss ich
während des Semesters nicht überlegen, wann ich was mache, sondern kann mich
auf das tatsächliche Lernen konzentrieren. Außerdem weiß ich so, an welchen Wochenenden
ich Zeit für Familie und Freunde habe und kann mehr von meiner Freizeit
profitieren.
Medizin in der Freizeit.
Muss das wirklich sein? Stecke ich nicht schon genügend Zeit in Unialltag
und Lernen? Je weiter man im Studium kommt, umso deutlicher wird es, dass
einfach nicht genug Zeit da ist, um ausführliche praktische Erfahrungen zu sammeln und
Wissen im klinischen Alltag anzuwenden. Wenn ich lernen möchte, wie ich
chirurgische Nähte setze, bringt mich ein halbstündiger Nahtkurs wenig weiter.
Wenn ich meine Gesprächsführung üben oder in einen kleinen Spezialbereich Einblick
erhalten möchte, sprengt das vermutlich die Kapazitäten des Studiengangs. Die
Medizin als Grenzbereich zwischen Natur- und Geisteswissenschaft wird im
Studium oft auf die naturwissenschaftliche Komponente reduziert, dabei ist im
späteren Berufsalltag ein Verständnis von gesellschaftlichen Strukturen und
soziale und kommunikative Fähigkeiten mindestens genauso wichtig.
Ein paar Ideen, wie „Medizin in der Freizeit“ aussehen
könnte:
·
Engagement in einer Hochschulgruppe,
beispielsweise die Fachschaft der Medizin, Gruppen für sexuelle Aufklärungen an
Schulen (MSV) oder Tabakentwöhnung, für gerechtere Medikamenteverteilung oder
für die Medimeisterschaften.
·
Mitarbeit im Teddybärenkrankenhaus, bei dem
Kindern spielerisch die Angst vor dem Arztbesuch genommen werden soll.
·
Lesen von Berichten, die Menschen über das Leben
mit ihren Krankheiten verfassen, und das Suchen nach Austausch und Zuhören auf
Augenhöhe mit Betroffenen. Im Unialltag wird das Wissen, das Menschen durch
persönliche Erfahrung mit Krankheiten erworben haben, eher zum Objekt von wissenschaftlichen
Studien und nicht als eigenständiges Wissen anerkannt. Gerade als zukünftige
Ärzt_in ist es aber interessant und bereichernd, Einblicke in
dieses Wissen zu bekommen. (Aktuell finde ich zum Beispiel die Beiträge von
@fredminuserika auf Instagram zum Alltag in einer psychiatrischen Klinik
unglaublich gut.)
·
Lesen von Büchern, die medizinisches Wissen
interessant verpacken und spannende Einblicke in den ärztlichen Alltag und faszinierende
Krankheitsbilder geben. Und – Lesen von Artikeln, die nicht direkt mit dem
aktuellen Studiumsinhalt zu tun haben, zum Beispiel das Studientelegramm von
Amboss, wo die Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Studien kompakt vorgestellt
werden.
·
Vorträge zu gesellschaftlichen Themen besuchen, zB.
im Rahmen des Studium Generale, das fast jede Universität anbietet.
·
Selbst über das Medizinstudium schreiben und dabei Erlebtes reflektieren und den Austausch mit anderen suchen, zum
Beispiel auf einem Blog, in der Medizinstudium-Zeitschrift oder als Lokalredakteur_in für Thieme.
·
Freiwillige Veranstaltungen besuchen: Ultraschall-Kurs,
Reanimationstraining, Gesprächsführung, Nahtkurse. Kongresse, zu denen
Medizinstudent_innen oft sogar vergünstigten Eintritt erhalten.
Tagesfamulaturen in Praxen und Abteilungen, die einen persönlich interessieren.
·
Im medizinischen Bereich arbeiten, zum Beispiel
als Hakenhalter_in im OP, Sitzwache, HiWi in der Lehre. Famulaturen bewusst
nach den eigenen Interessen auswählen und längerfristig planen (mindestens ein halbes Jahr im Voraus), um die Plätze in den Städten zu bekommen, die einen interessieren.
Platz für persönliches Wachstum und für andere schaffen.
Streckenweise kann das Medizinstudium (wie so viele anderen
Studiengänge auch) viel Zeit und Kapazitäten in Anspruch nehmen, sodass weniger
Zeit für Hobbies, längere Reisen oder das Ausleben von anderen Interessen
bleibt. „I’m wasting my young years, it doesn’t matter“ singt London Grammar,
aber manchmal macht es dann eben doch etwas aus, wenn es sich anfühlt, als fände
das eigene Leben nur zwischen Hörsaal und bedruckten Seiten statt.
Für mich findet persönliches Wachstum dann statt, wenn ich
aus meiner Komfortzone ausbreche und Neues erlebe. Das kann zum Beispiel sein,
indem ich mich in einem sozialen Projekt engagiere, indem ich mich über ein
Thema informiere, das nichts mit meinem Studium zu tun hat oder indem ich
reise. Dadurch, dass ich mein Semester im Vorhinein strukturiere, finde ich immer ein oder zwei freie verlängerte Wochenenden, die ich für Kurzurlaube nutze. Und bislang blieb in den Semesterferien trotz Ferienkurze und Famulaturen immer mindestens eine freie Woche übrig, in der ich verreisen konnte.
Mein Tipp für günstiges und interessantes Reisen ist, Freund_innen, Familie
und Patenonkel und -tanten in Deutschland und Europa zu besuchen, sei es auch
nur für ein verlängertes Wochenende. So spart man Übernachtungskosten, kriegt
Tipps für Unternehmungen und spannende Gespräche umsonst und bekommt einen
kurzen Einblick in ein anderes Leben. Mittlerweile plane ich solche Reisen so
langfristig wie möglich, um die Sparpreise für Zug- und Fernbustickets zu nutzen.
Wenn ihr einen Urlaub abseits von Erholung am Strand machen wollt, wäre
vielleicht eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg oder Arbeiten gegen Kost und
Logis (zum Beispiel als wwofing) auf einer Farm in einem schönen europäischen
oder außereuropäischen Land eine Option. Außerdem bietet es sich an,
Pflichtpraktika in den Ferien in anderen Städten oder über den BVMD im Ausland zu machen, um aus der eigenen Routine herauszukommen
und eine andere Stadt und neue Menschen kennenzulernen. Ziemlich spannend finde
ich auch das Projekt famulieren & engagieren des "Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges - Ärzte in Verantwortung e.V.".
Im Urlaub oder auf Wochenendsausflügen gehe ich gerne in Museen
mit spannenden Ausstellungen oder schaue mir Filme abseits der Blockbuster an. Viele
Universitäten bieten ein Uni-Kino mit günstigen Tickets und tollen Filmen an. Außerdem
hilft mir regelmäßiges Lesen, das Führen einer täglichen 3-Gute-Dinge-Liste und
das Verzichten auf Netflix dabei, zufriedener mit meinem Alltag zu sein. Mit einiger Planung habe ich es mein ganzes Studium durch geschafft, unter
dem Semester wöchentlich zweimal Sport zu machen und 1-2 Hobbies nachzugehen -
welche das sind, ändert sich bei mir öfters, weil es mit meinen persönlichen
Bedürfnissen und Prioritäten zusammenhängt.
Gerade bei knapp sieben Jahren Studiumsdauer wie beim Medizinstudium
ist eine Auszeit von einem oder zwei Semestern im klinischen Studienabschnitt gut realisierbar und in
Absprache mit der Studienkoordination auch fast immer möglich. Gelegenheit für
eine Auszeit bietet zum Beispiel ein Erasmussemester (am besten schon im 3./4.
Semester über die Optionen an eurer Uni informieren) oder ein selbst organisiertes
Auslandssemester, ein Pausensemester zum Reisen und Famulieren oder ein
Forschungssemester für die Doktorarbeit. Ich persönlich kann es nur empfehlen,
den Schritt raus aus der eigenen Komfortzone zu wagen und länger als nur ein
paar Wochen ins Ausland zu gehen. Es gibt auch zahlreiche Stipendienprogramme,
die diesen Schritt erleichtern.
Diese Liste an Überlegungen, Gedanken, Tipps und meinen persönlichen Erfahrungen ist sicher nicht vollständig - trotzdem hoffe ich, dass du als Leser_in daraus etwas mitnehmen oder dich vielleicht in meinen Erfahrungen wiedererkennen kannst.
Wie gehst du mit Zweifeln und Unzufriedenheit in deinem Studium um?
Alles Liebe,
Miri
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