28. Februar 2018

LIEBSTE LINKS #1 - Leseinspiration, ein Podcast & Gedanken.




Und da ist er schon, der letzte Abend des Februars. Ich habe den Monat gefühlt hauptsächlich in Zügen verbracht - erst der Umzug von Wien zu meinen Eltern, dann ein Besuch bei meiner Freundin, wieder zurück zu meinen Eltern, für die Abschlussklausuren meines Erasmussemesters für ein paar Tage zurück nach Wien, danach wieder zu meinen Eltern und jetzt bin ich in Köln, wo ich meine Hausarztfamulatur absolviere. Meine Zugticket-Ausgaben für diesen Monat liegen demnach jenseits von Gut und Böse, aber das ist ein anderes Thema.


Zum Glück gibt es mittlerweile in den meisten Zügen einigermaßen schnelles Internet und deshalb habe ich die viele Fahrtzeit neben dem Lernen und Schreiben damit verbracht, für verschiedene Projekte zu recherchieren. Dabei bin ich etwas in den Untiefen des Internets verschwunden und habe nebenbei einige Artikel oder Seiten entdeckt, die mir besonders gefallen oder mich zum Nachdenken angeregt haben.

"Liebste Links" war ursprünglich eine Blogbeitrag-Reihe von gretchensfragen, die ich damals sehr gerne gelesen habe. Ich finde die Idee, spannende Internetentdeckungen und gute Beiträge zu teilen und mit euch darüber zu schreiben, ganz großartig. Und diesen Monat habe ich tatsächlich einige Empfehlungen, und zwar Folgende:

# Podcast "Der Tag" des Deutschlandfunks

Anfang jeden Jahres überlege ich mir Ziele, die ich in den kommenden Monaten gerne erreichen würde. Dieses Jahr habe ich mir unter anderem vorgenommen, dass ich mich wieder regelmäßig über politische Ereignisse informieren möchte. Früher war das Tagesschau-Schauen mit meiner Familie ein festes abendliches Ritual, genau wie das Lesen der regionalen Zeitung am Morgen. Und jeden Freitag habe ich bei meinen Großeltern auf dem Sofa die neue Spiegel-Ausgabe nach interessanten Artikeln durchsucht. Ohne Fernseher, Zeitungs-/ oder Spiegel-Abo und mit anderen Prioritäten habe ich in den letzten Jahren komplett den Überblick über das aktuelle Geschehen in Deutschland und dem Ausland verloren. Das ist mir erst richtig bewusst geworden, als ich an Weihnachten mit meiner Familie über die Regierungsbildung diskutierte und dabei gemerkt habe, dass ich konkret keine Ahnung habe, was Andrea Nahles als Politikerin ausmacht und was in der letzten Legislaturperiode, abgesehen von der Homo-Ehe, beschlossen wurde.
Aktuell höre ich sehr gerne den politischen Podcast „Der Tag“ des Deutschlandfunks, der unter der Woche um 17h erscheint. 20 Minuten lang werden 2-3 Interviews zu aktuellen und relevanten Themen geführt – für mich der perfekte Zeitrahmen fürs Abspülen, Kochen oder Straßenbahnfahren. Je nach Gesprächspartner_In sind die Beiträge unterschiedlich gut, aber ich mag das lockere, knappe und persönliche Format aktuell sehr gerne.

# Weekly Vlog von ConsiderCologne: "Es gibt eine Änderung..."

ConsiderCologne ist wohl der einzige klassische Lifestyle-Youtube-Kanal, den ich noch regelmäßig schaue. Aus dem exzessiven Kaufen von Kosmetik und Pflegeprodukten bin ich zum Glück herausgewachsen und gehöre gefühlt auch gar nicht mehr zu der eigentlichen Zielgruppe. Aber ich finde Lena und Leonie einfach so sympathisch und seit mittlerweile über 4 Jahren sind sie zu regelmäßigen virtuellen Begleiterinnen für mich geworden. 
In einem Vlog hat Leonie vor Kurzem erzählt, dass sie in einer Beziehung ist und mit ihrem Freund seit über einem Jahr zusammenwohnt und einige Reisen mit ihm unternommen hat, von denen sie bisher so berichtet hat, als sei sie alleine gereist. Für mich war das fast ein Schock-Moment, weil es mir noch einmal gezeigt hat, dass die Nähe, die ich zu einigen Menschen auf Instagram und YouTube fühle, eigentlich eine Illusion ist und ich wirklich nur einen klitzekleinen Ausschnitt aus dem Leben anderer mitbekomme. Eine Beziehung mit allem, was dazu gehört, über ein Jahr lang geheim zu halten, obwohl man täglich Bilder zeigt und zwei Videos pro Woche mit Alltagsaufnahmen und Tagesabläufen hochlädt, das habe ich davor praktisch nicht für möglich gehalten. 
Wenn andere meinen, dass sie nur 1% ihres Lebens auf sozialen Netzwerken zeigen, dafür aber täglich mehrere Beiträge und kurze Videos hochladen, habe ich mir bislang öfters gedacht: „Das ist doch total übertrieben, das stimmt doch eh nicht.“ In diesem Bezug hat mit dieser Vlog wirklich die Augen geöffnet. Ich musste diesen Monat immer wieder an das Video denken und deshalb gehört er für mich auf jeden Fall auf diese Liste.

# Leseliste bento: „Queere Literatur: Diese 9 Romane brechen mit Geschlechternormen“

Für ein Lesekreis-Projekt im Sommersemester bin ich aktuell auf der Suche nach queeren Bücher. „Queer“ verwende ich (und viele andere auch) übrigens als Überbegriff für Menschen, die lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter*, asexuell und poly* sind oder sich nicht ins binäre System Mann-Frau einordnen. Queere Bücher sollen für mich zum Beispiel queere Charaktere haben, von queeren Autor_Innen geschrieben sein und Geschichten erzählen, die sonst eher selten gehört werden. Gleichzeitig bin ich es leid, ständig Coming-Out-Bücher zu lesen. Es gibt zwar wirklich tolle, zum Beispiel hat mir „Den Mund voll ungesagter Dinge“ letztes Jahr sehr gefallen, aber für mich spielt das Outing aktuell einfach keine große Rolle in meinem Leben. 
Ich möchte Geschichten lesen, die eine wirklich vielseitige Welt zeigen, mit vielschichtigen und komplexen Protagonist_Innen. Ich suche Bücher, die mir vielleicht zeigen, wie eine queere Familie aussehen kann oder die mir einen Einblick in das Leben von Menschen mit verschiedenen sexuelle und geschlechtliche Identitäten erlauben. Die Suche nach solchen Büchern fand ich recht schwer, weil ich ständig auf erotische Literatur oder Ratgeber gestoßen bin. Dann habe ich einen Artikel von bento gefunden, der gleich mehrere Bücher vorstellt, die sich für mich toll anhören. Mal schauen, für welches Buch wir uns für das Lesekreis-Projekt entscheiden werden – ich habe jetzt jedenfalls einige Neuzugänge auf meinem gedanklichen Lesestapel.

# Das Lumpenpack

Über Facebook-Werbung bin ich auf das Lied „Guacamole“ von der Band „Das Lumpenpack“ gestoßen. Und da soll nochmal jemand sagen, dass Werbung für nichts gut sei! Ich mag die humorvollen und aufmerksamen Texte jedenfalls sehr und bin vermutlich die Letzte, die in Deutschland auf diese Band gestoßen ist. Falls du sie noch nicht kennen solltest, musst du unbedingt mal reinhören!

# Groschenphilosophin: „Entschuldigung, aber was ist eigentlich aus diesem Feminismus geworden?“

Bianca Jankovska schreibt so, wie ich es manchmal gerne könnte: Pointiert, kritisch und ohne Angst vor drastischen Bildern oder harten Worten. Ich erwische mich in letzter Zeit immer wieder dabei, dass ich einige Themen online bewusst nicht aufgreife aus Angst vor kontroversen Diskussionen und Kritik an meinen Ansichten. Den Text, den Bianca Mitte Februar über Feminismus und seine aktuellen (Fehl-)Entwicklungen veröffentlicht hat, finde ich spannend, streckenweise sehr unterhaltsam und unabhängig davon sehr wichtig. Bei manchen Zeilen habe ich innerlich „Ja, genau!“ gerufen, in anderen Überlegungen und Schilderungen habe ich mich ertappt und kritisiert gefühlt. Gerade deshalb möchte ich diesen Text als Gedankenanstoß empfehlen.

# GoodReads und Our Shared Shelf

Ende letzten Jahres habe ich zum regelmäßigeren Lesen von Büchern zurückgefunden, was mich unglaublich glücklich macht. Ich hoffe, dass die Begeisterung fürs Lesen in den nächsten Monaten anhält – nicht zuletzt deshalb habe ich vor ein paar Tagen mein Netflix-Abo gekündigt. Um noch mehr am Ball zu bleiben und am Ende von 2018 eine Übersicht über die Bücher zu haben, die ich gelesen habe, bin ich seit ein paar Monaten Mitglied bei „GoodReads“. Mir gefällt, dass ich die Plattform so nutzen kann, wie es für mich passt. Ich muss mein Profil nicht mit einem Sozialen Netzwerk verknüpfen, kann mir ein Jahresleseziel setzen (ich habe mir vorgenommen, dieses Jahr mindestens 12 Bücher zu lesen), ich kann Listen der Bücher führen, die ich aktuell lese, schon gelesen habe oder noch lesen will, kann Bewertungen schreiben und mich mit anderen austauschen – je nachdem, wie ich gerade Lust habe.

Wenn ich neue Bücher suche, tendiere ich oft intuitiv zu Büchern, die ich zu dem Zeitpunkt viel auf Instagram sehe. Und oft bin ich danach irgendwie enttäuscht – weil ich gefühlt die Letzte bin, die das Buch gelesen hat und weil es meist meinen durch den Hype gesteigerten Erwartungen nicht gerecht wird. Mit Fitzek-Krimis kann ich beispielsweise gar nichts anfangen und „milk and honey“ von Rupi Kaur hat mich wahnsinnig enttäuscht. Auf GoodReads habe ich den book club Our Shared Shelf von Emma Watson als ein Weg entdeckt, um neue Bücher kennenzulernen, die meinen Horizont erweitern und die gesellschaftspolitische Themen aufgreifen. Im Rahmen ihrer Arbeit mit UN Women wählt Emma Watson jeden Monat ein Buch zum Thema „equality“ aus, das dann von Menschen auf der ganzen Welt gelesen wird und über das man in der GoodReads-Gruppe diskutieren kann. Ich bin schon ganz gespannt, welches Buch im März vorgeschlagen wird, und möchte dieses Mal unbedingt mitmachen.



Was sind deine Gedanken zu diesen Beiträgen, Texten und Seiten? 
Hast du in letzter Zeit eine Online-Entdeckung gemacht, die du unbedingt teilen möchtest? 

Ich freue mich, wenn du mir einen Kommentar dazu schreibst!

Alles Liebe, 
Miri

1 Kommentar:

  1. Liebe Miri,
    Dass du die Liebsten Links aufgegriffen hast, freut mich gerade unglaublich. Ich finde den Gedanken, solche Dinge zu teilen, einfach sehr schön.
    Den Buchklub schätze ich, wie du bereits weißt, auch sehr. Bin nur ein bisschen in Rückstand geraten letztes Jahr ;)
    Ganz liebe Grüße,
    Barbara

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